Das Projekt
Die Verkehrspolitik und ihre Herausforderungen
Die Verkehrspolitik in den Städten steht vor dringenden und schwerwiegenden Herausforderungen. Einerseits muss der Verkehr schleunigst dekarbonisiert und seine negativen externen Effekte, wie Lärm, Verschmutzung und Unfälle, reduziert werden. Andererseits führen das rasche Bevölkerungswachstum in den Städten zusammen mit dem Wirtschaftswachstum und der Zersiedelung der Landschaft zu einer ständig wachsenden Nachfrage nach Autoreisen auf bereits überlasteten Straßen. Eine weitere Nachfrage wird durch den Ausbau der Infrastruktur zur Verkürzung der Fahrzeiten ausgelöst, wodurch weitere Emissionsquellen und negative externe Effekte entstehen. Und schließlich führen Migration, die Liberalisierung sozialer Normen sowie andere Veränderungen in der Gesellschaft zu einer wachsenden Vielfalt von Gruppen mit unterschiedlichen Aktivitäten und Bedürfnissen. Infolgedessen muss der Verkehr in den Städten nicht nur seine Kohlenstoffemissionen und negativen externen Effekte reduzieren, sondern auch genügend Kapazitäten für die wachsende Stadtbevölkerung bereitstellen und das komplexe Thema der sozialen Gerechtigkeit angehen.
Die derzeitige Verkehrspolitik ist in einem Ansatz gefangen, der diese Herausforderungen wahrscheinlich nicht bewältigen kann:
- Es ist unwahrscheinlich, dass Elektroautos und autonomes Fahren ausreichende Verbesserungen auf dem Weg zur Dekarbonisierung bringen werden. Die Elektrifizierung wird weder den Autoverkehr schnell und effektiv genug dekarbonisieren, noch wird sie die knappen Netzkapazitäten verbessern.
- Aktuelle nachfrageseitige Maßnahmen wie Mobility Pricing, Fahrgemeinschaften außerhalb von Haushalten und Arbeit von zu Hause aus werden wahrscheinlich auch nicht zu ausreichend starken Verbesserungen führen, entweder aufgrund begrenzter politischer Unterstützung oder aufgrund von Rebound-Effekten.
- Öffentliche Verkehrsmittel an Orten, an denen sie derzeit fehlen, sind mit hohen Kosten, langen Planungshorizonten und anderen Nachteilen verbunden, sind teuer und schwer umzusetzen.
Aktive Verkehrsträger werden zunehmend als funktionale Lösung für zahlreiche Verkehrsprobleme angesehen und erleben in vielen westlichen Städten einen Aufschwung. Radfahrer, die herkömmliche Fahrräder benutzen, haben ~8-mal niedrigere Lebenszyklus-CO₂-Emissionen pro km als Pkw-Nutzer (~5-mal niedriger für private E-Bikes), und auf einer einzigen Fahrspur können 5-12-mal mehr Fahrgäste pro Stunde auf Fahrrädern befördert werden als in privaten Pkw.